Über uns

Aus dem Schatten der Vergangenheit

Eines der zentralen Ziele von PAKH ist die Förderung des Dialogs und der Austausch persönlicher Geschichten. Das kann zu einem besseren gegenseitigen Kennenlernen und Verständnis der individuellen Motive für die Arbeit in PAKH beitragen. Das Mitteilen der eigenen Familiengeschichte ist ein wesentliches Mittel der Bearbeitung traumatischer Erfahrungen, wie des Holocaust, auch in der zweiten und in den nachfolgenden Generationen.

Die verhängnisvollen Folgen von Genozid und politischer Gewalt sind heute weltweit ein zentrales, sehr bedrückendes Thema. Die jüngere deutsche Vergangenheit ist geprägt vom Zivilisationsbruch durch den Holocaust und den Folgen von Krieg und Vertreibung, deren nachhaltige Auswirkungen auf die folgenden Generationen tiefe Wirkungen entfalten.

Als Nachkommen von Überlebenden und Tätern sowie Mittätern und Mitläufern sind wir immer wieder mit den unbewältigten Erfahrungen der Eltern- und Großelterngeneration konfrontiert. Ihre Sprachlosigkeit angesichts solcher traumatischen Erlebnisse und das Verschweigen aus uneingestandener Schuld und/oder Scham belasten die nächsten Generationen und können sie in schwere innere Konflikte stürzen. Ein respektvoller Umgang miteinander wird dadurch erheblich erschwert und kann sogar ernsthaft gefährdet werden.

Um dies zu ermöglichen, möchten wir einen persönlichen und öffentlichen Raum bieten, in dem interessierte Menschen eine Sprache für ihr Erleben und den Zugang zu ihrer individuellen und kollektiven Geschichte (wieder-) finden können. Dieser kann ein Vertrauen schaffen, in dem sich Dialog und Auseinandersetzung entfalten und neue Entwicklungen möglich werden können.

Zu den Themengebieten der vergangenen Jahre gehörten und gehören z.B. auch Südafrika oder der Nahostkonflikt, oft verbunden mit gemeinsamen Reisen, wie etwa nach Südafrika, Israel oder nach Polen. Im Fokus stehen auch die Hinterlassenschaften der DDR und das Verhältnis zwischen Ost- und Westdeutschen.

Wir engagieren uns gegen jegliche Form gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit, insbesondere gegen Antisemitismus, Rassismus, Antiziganismus und Fremdenfeindlichkeit. Wir treten für eine humane und demokratische Gesellschaft ein

Wenn Kinder in der Schule beschimpft werden „DU JUDE!“ Wenn eine Kippa zu tragen, gefährlich wird, wenn Synagogen überfallen und jüdische Gläubige erschossen werden (Paris, Pittsburgh), dann sind dies alarmierende Zeichen dafür, dass tot geglaubte Dämonen wieder auferstehen. Wenn Ausländer*innen als Sündenböcke gejagt werden, weil sie Fremde sind, wenn Schwarze verfolgt werden, weil sie eine andere Hautfarbe haben, dann zeigt dies, dass die Verankerung unserer humanen Werte nicht so solide ist, wie wir angenommen haben. Solche Taten führen zu einem Werteverfall und zur Radikalisierung. Sie gefährden die Demokratie.

Der Angriff auf alle, die als „anders“ wahrgenommen werden – Jüd*innen, Moslems, Geflüchtete, Menschen verschiedener Hautfarbe und Kultur, Homosexuelle, politisch Andersdenkende, Menschen mit Behinderungen … — ist bereits eine besorgniserregende Realität in Deutschland und hat in den letzten Jahren deutlich zugenommen. Er beginnt mit Gewalt in der Sprache und geht in körperliche Gewalt über. Rostock-Lichtenhagen, Solingen, Hoyerswerda, Mölln, Chemnitz, Berlin … sind Städtenamen, die HEUTE mit mörderischen rassistischen und fremdenfeindlichen Angriffen in Verbindung gebracht werden. Das Nazi-Regime begann mit ähnlichen An- und Übergriffen. Es endete wenige Jahre später mit dem Holocaust und einem unvorstellbaren grausamen Vernichtungskrieg.

Antisemitismus ist nicht allein ein Angriff auf Juden und Jüdinnen, sondern vor allem ein Angriff auf die Menschlichkeit, auf die Achtung vor dem Leben und die Würde eines jeden Menschen. Er greift das Fundament unserer Gesellschaft an. Dies gilt auch für andere Formen der Diskriminierung. Daher sind wir tief besorgt darüber, mit welcher Schnelligkeit sich rassistisches, fremdenfeindliches und gewalttätiges Denken, Sprechen und Handeln wieder zeigen.

Wir sagen NEIN zu jeder Form gruppenbezogener Diskriminierung, sei es Antisemitismus, Rassismus, Antiziganismus, Muslimfeindschaft, Homophobie, Antifeminismus oder Fremdenfeindlichkeit

Wir als PAKH wissen durch langjährige Arbeit, dass das transgenerationelle Erbe von Krieg und Holocaust destruktive Auswirkungen haben kann, wenn es nicht bewusst gemacht und reflektiert wird. Wir wissen auch, dass individuelle Ängste und andere unbewusste Prozesse in abwertende menschenfeindliche Handlungen kanalisiert werden können, die Menschen über Generationen weiter belasten oder zerstören.

Wir treten für eine humane Gesellschaft ein, die die Würde und die Individualität jeder und jedes Einzelnen achtet und die ein tolerantes Miteinander und den respektvollen Dialog zwischen den Individuen und den verschiedenen Gruppen in der Gesellschaft gewährleistet. Zur Förderung dieses Zieles setzen wir uns für die persönliche Auseinandersetzung mit der eigenen Familiengeschichte, für die öffentliche Aufklärung sowie für die friedliche Lösung von Konflikten ein.

Titelphoto: „Scarecrow“, Auschwitz-Birkenau 1995 © Amos Schliack

»’Scare‘ ist das englische Wort für Furcht und Schrecken.
Nie zuvor habe ich mich so sehr gefürchtet wie vor und an diesem Ort.
Das Bild entstand in Auschwitz-Birkenau anlässlich des 50. Jahrestages der Befreiung im Januar 1995. Vor dem Torhaus des Lagers befanden sich Felder, ein Bauer hatte die Vogelscheuche aufgestellt und der Winter den Ort in eine Schwarz-Weiß-Landschaft verwandelt. Das war mein Versuch, das Gefühl des Ausgeliefertseins und unendlicher Einsamkeit in einem Bild auszudrücken.« Amos Schliack