Gefühlserbschaften und Umgang mit Trauma – Gespräch mit Dr. Peter Pogany-Wnendt

Welche Auswirkungen hatte das Schweigen auf die Nachkomm:innen? Wie wird das Erlebte transgenerationell weitergegeben? Wie stellt man die Gefühlserbschaften fest? Wie geht man mit ihnen um?

Sonntag 28. April 2024, Mannheim, 12:00 bis 16:00 Uhr
Mannheimer Abendakademie und Volkshochschule GmbH

Im Rahmen der Reihe Workshops und Filmdiskussion für Nachkomm:innen von NS-Verfolgten. Welche Stimme haben wir? Familiengeschichte – Erzählen, Verstehen, Weitergeben  des Bundesverbands Information & Beratung für NS-Verfolgte e.V.

Die barbarische Verfolgung von sogenannten „lebensunwerten“ Menschen durch die Nazis – Juden, Slawen, Homosexuelle, Sinti und Roma, „Asoziale“ und andere – war eine schwer traumatisierende Erfahrung für die Verfolgten. Nach dem Ende des Terrors waren die meisten kaum in der Lage, das Erlebte seelisch angemessen zu verarbeiten. Viele schwiegen über die erlittenen Qualen. Angst vor der Verfolgung, Schmerz und Trauer über das erlittene Leid und über die Verluste, aber auch Hass und Ressentiments gegenüber den unbarmherzigen Täter:innen wurden als Gefühlserbschaften unbewusst an die Nachkomm:innen weitergegeben – meist mit nachteiligen Folgen für das Seelenleben der Kinder und Kindeskinder.
Das Hauptziel dieses Workshops ist es, den Teilnehmenden ein Bewusstsein für die Problematik der Gefühlserbschaften zu vermitteln und Wege aufzuzeigen, wie sie damit umgehen können.

Referent: Peter Pogany-Wnendt ist Arzt und Psychotherapeut in Köln und 1. Vorsitzender des Arbeitskreises für intergenerationelle Folgen des Holocausts, ehem. PAKH. In seiner Arbeit beschäftigt er sich seit Jahren mit intergenerationellen Folgen des Holocausts und Gefühlserbschaften.

Gedenkveranstaltung im Deutschen Bundestag 

Peter Pogany-Wnendt war für den PAKH dabei

Am 31. Januar 2024 beging der Deutsche Bundestag die Gedenkstunde für die Opfer des Nationalsozialismus. Peter Pogany-Wnendt berichtet

Es war eine besondere Ehre an der diesjährigen Gedenkveranstaltung für die Opfer des Nationalsozialismus im Deutschen Bundestag, die im Zeichen der generationsübergreifenden Auswirkungen des Holocaust stand, als Gast teilnehmen zu dürfen. Ich wurde als 1. Vorsitzender des PAKH eingeladen.

Für mich als Nachkomme von Überlebenden und Ermordeten des Holocaust hatte das eine besondere Bedeutung. Das Gedenken ist für mich ganz unmittelbar: Gedenken an das unsägliche Leid, das meine Eltern in jungen Jahren erleiden mussten – „nur weil sie Juden waren“, wie die Holocaust-Überlebende Eva Szepesi in ihrer Rede sagte –, und dessen schmerzliches Erbe ich schon als Kind auf meine Schultern lud; Gedenken auch an meine ermordeten Großeltern und andere Familienangehörige, die ich nicht kennenlernen konnte.

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Großonkel Pauls Geigenbogen

Das berührende Memoir einer preußischen Sinti-Familie

Vorankündigung: Das neue Buch von Alexandra Senfft, 2. Vorsitzende des PAKH

Seit mehr als 600 Jahren leben Sinti in Deutschland, Roma seit 200 Jahren. Ihre Kultur reicht viele Jahrhunderte zurück und ist tief mit der deutschen Historie verwoben. Anfangs noch als Handwerker, Künstler und Kaufleute hochgeachtet, wurden sie schon bald systematisch aus der Gesellschaft ausgeschlossen und verfolgt. Bis heute halten sich diskriminierende Stereotype und starke Vorurteile gegenüber der größten Minderheit Europas. Der preußische Sinto Romeo Franz kämpft seit Jahrzehnten für die Rechte von Sinti und Roma. In »Großonkel Pauls Geigenbogen« erzählt er seine beeindruckende deutsche Familiengeschichte. Wohl situiert, waren seine Ahnen bereits im 17. Jahrhundert ansässig in Preußen, Schlesien und Pommern und prägten dort die kulturelle und kaufmännische Welt. Mitreißend erzählt Franz die Chronik seiner Familie vom 19. Jahrhundert bis heute. Schillernde Charaktere und außergewöhnliche Schicksale treten ans Licht – aber auch die Erinnerungen an Ausgrenzung, Abwertung im Kaiserreich und schließlich die Vernichtung durch die Nazis.

Mit großem Stolz gibt er tiefe Einblicke in seine Herkunft und beleuchtet nicht nur die Bedeutung von Musik, Familie und Zusammenhalt, sondern auch die Folgen der fortgesetzten Verfolgung, die bis in die heutigen Generationen nachwirken. Romeo Franz‘ Geschichte ist ein bewegendes Plädoyer gegen Antiziganismus und eine Einladung zur Auseinandersetzung und zum Umdenken hin zu etwas ganz Selbstverständlichem: Gleichberechtigung.

Goldmann – Randomhouse/Penguin, 20. März 2024
>> Zur Verlagsankündigung

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Zerrbilder

ZerrbilderVerlust, Verleugnung, Verschweigen
Reflexionen über die Mechanismen familiärer Erinnerungen – ein Prozess

Alexandra Senfft, 2. PAKH-Vorsitzende in:
Gross, Ulrich, Schuck (Hg.) Zerrbilder. Zum Wirken und Fortwirken nationalsozialistischer Mentalität
Ch. Links, Aufbau Verlage, Berlin
erscheint April 2024

Eine Festschrift für Werner Konitzer

Der Nationalsozialismus produzierte Zerrbilder, die bis heute nachwirken. Die historische Auseinandersetzung mit ihnen ist keineswegs abgeschlossen, wie die Beiträge dieses Bandes zu Ehren des Philosophen Werner Konitzer eindrucksvoll belegen. Die Autorinnen und Autoren folgen ihm, der sich um die Erforschung der nationalsozialistischen Morallehren und Sittlichkeitsvorstellungen verdient gemacht hat, in dem Versuch, die Untiefen der NS-Geschichte auszuloten und deren Folgen zu begreifen.

Mit Beiträgen von Johanna Bach, Fritz Backhaus, Jonas Balzer, Philipp Batthyány, Martin Bauer, Andrea Büttner, Emmanuel Faye, Lena Foljanty, Raphael Gross, Wolfgang Kraushaar, Kathrin Meß, David Palme, Herlinde Pauer-Studer, Monika Schmidt, Dirk Schuck, Alexandra Senfft, Bernd Ulrich, Michael Wildt und Rolf Zimmermann

https://www.aufbau-verlage.de/ch-links-verlag/zerrbilder/978-3-96289-211-1

PAKH Wir Über Uns

Unsere Tagung für Mitglieder

Politischer Widerstand in Nazi-Deutschland

15.-17. März 2024 
in Augsburg

Kurzbeschreibung  
Die transgenerationellen Folgen bei den Nachkommen politisch Verfolgter sind bislang wenig erforscht und standen selten im Fokus der öffentlichen Aufmerksamkeit oder gar Aufarbeitung. Wir haben im PAKH einige Mitglieder, die Nachkommen politisch Verfolgter sind. Für sie stellen sich die gesellschaftlichen und psychologischen Folgen noch einmal ganz anders als zum Beispiel für die Nachkommen jüdischer Opfer und Überlebender dar. 
Auf unserer PAKH-Tagung „Wir über Uns“, die wir jährlich für unsere Mitglieder zum persönlichen Austausch anbieten, wollen wir uns die verschiedenen Formen von Widerstand und Verfolgung genauer ansehen und nicht zuletzt, wie diese weiterbestanden und weitergewirkt haben. Mitglieder haben hier aber vor allem auch die Gelegenheit, ihre eigenen Geschichten zu erzählen, sich auszutauschen und über das Thema Widerstand damals und heute zu reflektieren.  
>> zur Ankündigung der öffentlichen Filmvorführungen, Evangelisches Forum Annahof

Vortrag

Breaking the Spell of the Nazi Past: How to find a voice and a language to address NS war crimes within one’s own family
mit der zweiten PAKH-Vorsitzenden Alexandra Senfft
Brandeis University, Center for German and European Studies
13. Dezember 2023
>> Vortrag anhören