Berliner Verein erinnert an NS-Verbrechen vom Lago Maggiore

PAKH-Mitglied Maite Billerbeck und ihr Berliner Verein zur Förderung der Erinnerungskultur

“ „Es wurde das Narrativ eines ruhigen Menschen gepflegt, der keiner Menschenseele etwas zuleide tun könnte.“ Ein Resultat der Aufarbeitung ihrer Familiengeschichte sei die Loslösung von Schuldgefühlen und die Transformation in etwas Fruchtbares gewesen“ — Maite Billerbeck über ihre Großonkel Hans Röhwer.

Philipp Siebert, Berliner Morgenpost, 6.10.2023
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NS-Täternachfahrin Maite Billerbeck: „Tabus in den Familien haben seelische Auswirkungen“

(PAKH-Mitglied) Maite Billerbeck litt an Schuld- und Schamgefühlen bis zur Depression. Dann erfuhr sie, dass ihr Großonkel Hans Röhwer der Haupttäter des Massakers an Juden am Lago Maggiore im September 1943 war. Ein Gespräch über den Sinn von Aufarbeitung.

„Wenn man nicht weiß, woher manche Verhaltensmuster oder Störungen kommen, lohnt es sich, die Familiengeschichte genauer unter die Lupe zu nehmen. Es wäre wichtig, diese Fähigkeit zur Introspektion zu entwickeln. Es gibt da auch Seminare, die bei der Recherche weiterhelfen. Der Arbeitskreis für intergenerationelle Folgen des Holocaust (PAKH) bietet so etwas zum Beispiel an.“

Julius Müller-Meiningen, der Freitag, 23. November 2023
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Ankündigung Vortrag

„Bleiben will ich, wo ich nie gewesen bin“ – Heimat als ambivalenter Ort

Vortrag der Psychoanalytikerin und Autorin Annette Simon, am 10.  November 2023, 19 Uhr

EL-DE-Haus, Appellhofplatz 23 – 25, 50667 Köln

Am 11. November diskutiert Annette Simon im PAKH-Samstagsgespräch mit den PAKH-Mitgliedern.


Einladung zu einer Veranstaltung des PAKH in Kooperation mit dem Institut für Psychoanalyse und Psychotherapie im Rheinland e.V. (IPR) und dem NS-Dokumentationszentrum Köln.

„Bleiben will ich, wo ich nie gewesen bin“ – Heimat als ambivalenter Ort.

Assoziationen zu Deutschland 33 Jahre nach der Vereinigung.

Vortrag von Annette Simon  am

Freitag, 10 November 2023, 19:00 Uhr

Heimat ist in der deutschen Geschichte ein sehr verschieden besetzter Begriff. Anhand von Assoziationen zu einem Ost/West-Traum der Autorin werden verschiedene Facetten des gegenwärtigen Standes der deutschen Vereinigung aufgeblättert. Die unterschiedlichen Alltagskulturen beider Seiten, die ab 1989 aufeinandertrafen, werden in ihrer Entwicklung angesehen und dabei wird auch die Verschiedenheit ostdeutscher Biographien betont.

Des weiteren wird die Trauer über den Verlust der DDR beschrieben als eine Trauer über den Verlust einer zwiespältigen Heimat und von Utopie, aber auch als eine Trauer über nicht gelebte Möglichkeiten. Hat die Westseite auch etwas zu betrauern? Und wie können wir uns im neuen Deutschland mit allen unseren verschiedenen Identitäten zusammenfinden?

Annette Simon Diplom-Psychologin, Psychoanalytikerin, Lehranalytikerin der DGPT und APB. In den 70er und 80er Jahren Mitglied verschiedener oppositioneller Gruppen in der DDR, 1989 Mitglied im Neuen Forum. Publizistisch tätig seit 1991 zu den psychosozialen Prozessen der deutschen Vereinigung. 2020 Mitglied der Regierungskommission „ 30 Jahre Friedliche Revolution und deutsche Einheit.“

Das Dachau Institut

PAKH-Mitglied Dr. Jürgen Müller-Hohagen mit Ingeborg Müller-Hohagen in:
„Täterkind — Der Holocaust in uns“

Das Dachau Institut Psychologie und Pädagogik ist ein Ort, an dem Menschen sich über die Folgen des Nationalsozialismus austauschen können. Es wurde von Ingeborg und Dr. Jürgen Müller-Hohagen gegründet, mit denen das Täterkind Lars Winkler in dieser Episode ein Gespräch führt.

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Sinti und Roma im Schatten der NS-Verfolgung (Porajmos)

PAKH Gesprächlabor mit Teilnahme von Daniel Strauß

Daniel Strauß engagiert sich seit vielen Jahren für die gleichberechtigte Teilhabe von Sinti und Roma in Deutschland und Europa. Als langjähriger Vorstandsvorsitzender des Verbands Deutscher Sinti und Roma, Landesverband Baden-Württemberg e. V. war er maßgeblich an der Entwicklung und am Abschluss des ersten Staatsvertrags mit gesetzlichem Status zwischen dem Landesverband und dem Land Baden-Württemberg beteiligt. Er ist Mitbegründer und Vorstandsvorsitzender der Hildegard Lagrenne Stiftung für Inklusion, Bildung und Teilhabe von Sinti und Roma in Deutschland sowie stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Bundesvereinigung der Sinti und Roma e. V. BVSR

Literaturkreis mit Autor Torkel S Wächter

In Anwesenheit das Autoren

Torkel S. Wächter
„Meines Vaters Heimat. Was er mir nie erzählte“ Dokumentarischer Roman. (Übersetzt von Stefan Pluschkat).
Verlag: Langen/Müller, München 2021; 352 Seiten

10. Januar 20 Uhr

ONLINE mit Anmeldung unter info@pakh.de

Alles begann mit dem Fund von ein paar vergilbten Briefen aus dem KZ Fuhlsbüttel auf dem Dachboden des Elternhauses in Stockholm. Als Torkel S Wächter verstand, dass der Absender und sein Vater ein und dieselbe Person waren, begann für den Autor eine Reise zu den eigenen Wurzeln. Auf vier Kontinenten suchte er nach Wegbegleitern des Vaters, die ihr Zuhause verlassen mussten, weil sie gegen die Nazis kämpften oder weil sie Juden waren – oder beides.


Er hat sie besucht und ihren Geschichten zugehört. Er ist auf den Spuren seines Vaters durch Europa gefahren und hat dessen Flucht 1938 rekonstruiert. Sein dokumentarischer Roman spielt sowohl im Hier und Jetzt als auch in den Vorkriegsjahren und macht vor allem eines klar: Dinge, die verloren gingen, müssen nicht für immer verloren bleiben.

Torkel S Wächter ist Sohn von Walter Wächter, der 1938 als Gegner des Nationalsozialismus und Jude aus Deutschland geflohen war, und Vater des Schauspielers Jonatan S Wächter. Torkel S Wächter studierte Wirtschaftsgeschichte, Entwicklungstheorie und Sprachen an den Universitäten in Lund, Melbourne und Barcelona, des Weiteren Architektur an der Königlichen Kunsthochschule in Stockholm. Weitere Studien führten ihn an die Jüdische Hochschule Paideia. Zwischen 1986 und 1999 arbeitete Wächter als Pilot für die skandinavische Fluggesellschaft SAS.

Deutsche Familiengeschichten und die Ukraine

Der koloniale Blick auf das östliche Europa ist historisch gewachsen
Ein Beitrag unseres Mitglieds Dr. Johannes Spohr, in:
Zeitgeschichte online, 16. November 2022

Erst seit der im Februar 2022 erfolgten großflächigen Ausweitung des Angriffskriegs, den Russland seit acht Jahren gegen die Ukraine führt, hat das Land einen Platz auf der Mental Map vieler Menschen in Deutschland erhalten. Was vorher allenthalben als Teil einer vermeintlich weit entfernten, als fremd erscheinenden Welt, bestenfalls als ein unter Russland subsumiertes »Niemandsland« bzw. Reservoir billiger Arbeitskräfte – dem Klischee nach vor allem Sexarbeiterinnen, Leihmütter und LKW-Fahrer – galt, rückte ins Zentrum des öffentlichen Interesses. Durch das Organisieren von Hilfstransporten, die Ankunft von Evakuierten und Geflüchteten sowie über die tägliche Berichterstattung bemerkten viele nun, dass die bisherige Distanz eher ein Ausdruck von Desinteresse als in der geografischen Lage begründet war: die Ukraine liegt nur einige wenige Autostunden von Deutschland entfernt. Darauf, dass auch der Blick in deutsche Familiengeschichten Bezüge zur Ukraine liefern könnte, wiesen Demonstrierende aus der ukrainischen Diaspora einen Tag nach Beginn der russischen Großinvasion auf einer Demonstration in Berlin hin: »Hast du vergessen, wo die Ukraine liegt? Frag deinen Opa«, war dort auf einem Schild zu lesen […]
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