Deutsche Familiengeschichten und die Ukraine

Der koloniale Blick auf das östliche Europa ist historisch gewachsen
Ein Beitrag unseres Mitglieds Dr. Johannes Spohr, in:
Zeitgeschichte online, 16. November 2022

Erst seit der im Februar 2022 erfolgten großflächigen Ausweitung des Angriffskriegs, den Russland seit acht Jahren gegen die Ukraine führt, hat das Land einen Platz auf der Mental Map vieler Menschen in Deutschland erhalten. Was vorher allenthalben als Teil einer vermeintlich weit entfernten, als fremd erscheinenden Welt, bestenfalls als ein unter Russland subsumiertes »Niemandsland« bzw. Reservoir billiger Arbeitskräfte – dem Klischee nach vor allem Sexarbeiterinnen, Leihmütter und LKW-Fahrer – galt, rückte ins Zentrum des öffentlichen Interesses. Durch das Organisieren von Hilfstransporten, die Ankunft von Evakuierten und Geflüchteten sowie über die tägliche Berichterstattung bemerkten viele nun, dass die bisherige Distanz eher ein Ausdruck von Desinteresse als in der geografischen Lage begründet war: die Ukraine liegt nur einige wenige Autostunden von Deutschland entfernt. Darauf, dass auch der Blick in deutsche Familiengeschichten Bezüge zur Ukraine liefern könnte, wiesen Demonstrierende aus der ukrainischen Diaspora einen Tag nach Beginn der russischen Großinvasion auf einer Demonstration in Berlin hin: »Hast du vergessen, wo die Ukraine liegt? Frag deinen Opa«, war dort auf einem Schild zu lesen […]
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Leben mit dem Holocaust

Symposium der Barenboim-Said Akademie, 5. Mai 2022 

Zweite PAKH-Vorsitzende Alexandra Senfft auf dem Podium
Die Nachkommen: Aufwachsen und Leben im Schatten des Holocaust
Moderation: PD Dr. Tobias Freimüller, Historiker, Stellvertretender Direktor des Fritz Bauer Instituts. Gäste: Marina Chernivsky, Psychologin, Gründerin und Geschäftsführerin OFEK e. V.; Prof. Dr. Dr. Michel Friedman, Publizist, Philosoph, Rechtsanwalt; Dr. Rachel Salamander, Literaturwissenschaftlerin und Gründerin der Literaturhandlung in München; und Alexandra Senfft, Autorin und Publizistin
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Angela Moré

Splitting in Individuals, Families and Groups as a Result of Transgenerational Legacies of Trauma and Guilt
The Journal of Psychohistory 50 (2) Fall 2022, S. 123-136
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ABSTRACT: Splitting is one of the most elementary defense mechanisms of the human psyche. This mechanism kicks in when the psychological processing possibilities threaten to collapse due to excessive demands. That is why this mechanism occurs in early childhood as well as during severe stress such as trauma. As Lifton’s work showed, this defense process is also activated in connection with the performance of cruelty and murderous acts. It then regularly combines with other defense mechanisms such as projective identification, denial, displacement, or identification with the aggressor.


The text first describes the different mechanisms of trauma transmission. It then illustrates the psychological consequences of splitting processes and of transgenerationally inherited traumas and feelings of guilt using the example of the descendants of Holocaust survivors and Nazi perpetrators.

KEYWORDS: Transgenerational trauma transmission; Holocaust; Trauma; Guilt feelings; Shame; Defense mechanisms; Second generation; Third generation

Angela Moré

Transgenerational Transmissions and Second Generations‘ Dialogue on Apartheid and the Holocaust
The Journal of Psychohistory 49 (3) Winter 2022, 221-229
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Book Review Essay on Pumla Gobodo-Madikizela, Ed. (2021). History, Trauma and Shame. Engaging the Past through Second Generations Dialogue. London, New York: Routledge.

Dialog statt Trauma

Jürgen und Ingeborg Müller-Hohagen, Marta Press 2021

Um traumatische Erfahrungen zu bearbeiten, besonders wenn sie durch Gewalt verursacht wurden, ist Dialog notwendig. Dieser Dialog benötigt Räume: in der Familie, in der Schule, im Kontext der Arbeit und in weiteren Bereichen der Gesellschaft. Einander wirklich zuhören, mit Unerwartetem rechnen, offene Fragen stellen, auch an sich selbst – da gibt es in unserer Gesellschaft noch viel Luft nach oben. Die Traumaforscher:innen Ingeborg Müller-Hohagen und Dr. Jürgen Müller-Hohagen beleuchten diese Themen aus der Perspektive von Psychotherapie, Schule und Erinnerungsarbeit. Hier haben sie über Jahrzehnte viele Erfahrungen gemacht, die sie nun reflektieren und mit den Leserinnen und Lesern teilen möchten.
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