Abschied von Prof. Dr. med. Karl Köhle

Der PAKH trauert um einen wichtigen Kooperationspartner

Mit großer Anteilnahme nehmen wir Abschied von Prof. Dr. med. Karl Köhle, der am 23. April 2022 von uns gegangen ist. Professor Köhle war von 1984 bis 2005 Leiter der Klinik und Poliklinik für Psychosomatik und Psychotherapie der Uniklinik Köln.

1995, nach Gründung des PAKH, wandten sich die Vorstandsmitglieder Liliane Opher-Cohn, Johannes Pfäfflin und Bernd Sonntag an ihn, mit der Bitte, sie in der Aufbauarbeit des neu gegründeten Vereins „Psychotherapeutischer Arbeitskreis für Betroffene des Holocaust, PAKH e.V.“ (heute: „Arbeitskreis für intergenerationelle Folgen des Holocaust, ehem. PAKH e.V.) als Kooperationspartner zu unterstützen. Diese Unterstützung wurde ihnen in vollem Umfang zuteil.

Symposium: Leben mit dem Holocaust

Zweite PAKH-Vorsitzende Alexandra Senfft auf dem Podium mit Marina Chernivsky, Rahel Salamander und Michel Friedman
Barenboim-Said Akademie Berlin, 5. Mai 2022

Im achten Jahrzehnt nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs und der Befreiung der Konzentrationslager befasst sich dieses Symposium mit den Nachwirkungen des Holocaust auf die Überlebenden, auf ihre Nachkommen und unsere Gesellschaft als Ganzes. „Leben mit dem Holocaust“ – das bezieht sich zunächst unmittelbar auf die Überlebenden selbst. Wie gingen sie mit der eigenen Leidensgeschichte um, und wie wurden Erinnerungen, Erfahrungen und Traumata innerhalb von Familien weitergegeben?
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PAKH-Vorstand Peter Pogany-Wnendt in:

Germany’s historical reckoning is a warning for the US

Germany is held up as the model for historical reconciliation. But as America grapples with the legacy of racial violence, the real lesson lies in the conversations Germans still can’t have, Erica Hellerstein in Codastory, 30 March 2022
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Stoppt den russischen Krieg gegen die Ukraine

Stellungnahme des PAKH-Vorstands, 6. März 2022

77 Jahre nach dem Ende der mörderischen NS-Herrschaft erleben wir eine in Europa für kaum mehr möglich gehaltene Invasion: Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine. Wie Hitler 1939 wird auch heute Putin von der Allmachtsvorstellung der Wiederherstellung eines Imperiums getrieben. Dieses Ziel verfolgt er voller Grausamkeit, ohne Rücksicht auf Verluste. Wir verurteilen das unmenschliche Vorgehen Putins und seiner Mittäter.

Wir Mitglieder von PAKH sind Nachkommen von Opfern, Überlebenden und Verfolgten sowie Tätern, Mittätern oder Mitläufern des Holocaust. Bis heute bemühen wir uns um einen intensiven Austausch mit dem Ziel, uns das transgenerationelle Erbe der Feindschaften unserer Eltern, Groß- und Urgroßeltern bewusst zu machen. Krieg hinterlässt nicht nur verwüstete Städte und Landschaften, sondern führt auch zu verhängnisvollen seelischen Folgen. Die Überlebenden des Holocaust und die NS-Verfolgten wurden durch das erfahrene Leid meist so schwer traumatisiert, dass sie kaum in der Lage waren, das Erlittene emotional zu verarbeiten. Die mangelnde Anerkennung ihres Leids verlängerte es darüber hinaus für Jahrzehnte. Auf der anderen Seite die schwere Schuld der Aggressoren, die ihre Mitmenschlichkeit verdorren ließ. Diese Gefühlserbschaften unverarbeiteten Leids einerseits sowie verleugneter und verdrängter Schuld andererseits wurden über Generationen an uns Nachkommen weitergegeben: Sie arbeiten weiter in uns.

Die Bilder der Zerstörung in den ukrainischen Städten, von weinenden Kindern, Frauen und Männern sowie von Flucht verstören und wecken in uns allen, besonders aber in den Nachkommen der vom NS-Regime Verfolgten, schlimmste Assoziationen und Gefühle. Wo wird diese militärische Auseinandersetzung enden? Putins Behauptung der „Entnazifizierung der Ukraine“ ist eine infame Täter-Opfer-Umkehr und Umdeutung von Geschichte. Er und seine Regierung greifen nicht nur die Ukraine an. Sie führen Krieg gegen die Werte der Menschlichkeit: Solidarität, Fürsorglichkeit, Respekt vor der Würde und Selbstbestimmung, dem Leben der Mitmenschen. Das ist – wie jeder Krieg und jede Verletzung der Menschenrechte – ein Angriff gegen uns alle.

Was die heutige Situation von 1939 und 1941 unterscheidet, sind die Solidarität und eindeutige Verurteilung des Vorgehens Russlands durch Europa und fast aller Staaten dieser Welt. Die starken Reaktionen auf Putins Aggression und die Hilfsbereitschaft für die Flüchtenden lassen uns die Hoffnung nicht aufgeben.

Unser Verein will durch Arbeit an der Erinnerung und an den Gefühlserbschaften dazu beitragen, die Kräfte der Menschlichkeit und der Zivilcourage in der Gesellschaft zu stärken. Wir solidarisieren uns mit den Menschen in der Ukraine sowie dem demokratisch gesinnten Widerstand in Russland. Wir wenden uns ausdrücklich nicht gegen die Menschen in Russland. Der Dialog zur russischen Bevölkerung sowie zu Russen in Deutschland und anderswo muss dringend aufrechterhalten bleiben.

Wir sagen NEIN zu diesem Krieg!

Der Vorstand

Der Täter in meiner Familie

Der Zweite Gedanke

Die „Wannsee-Konferenz“ – 80 Jahre später (2/3)

Die Debatte mit Carla Spangenberg, PAKH-Vorstandsmitglied Alexandra Senfft und PAKH-Mitglied Johannes Spohr

>> RBB, Do 20.01.2022 | 19:00 |
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Johannes Spohr © Susanne Hakuba
Bild: Susanne Hakuba

Im zweiten Teil unserer Reihe zum 80. Jahrestag der „Wannsee-Konferenz“ geht es um den Umgang mit einem Mittäter des Nationalsozialismus in der eigenen Familie. Die individuelle Schuld des Vorfahren, seine Verstrickungen in das NS-Gewaltsystem bleiben in den Familien häufig unausgesprochen. Oft werden die Vorfahren nachträglich als Widerstandskämpfer oder Opfer stilisiert. Was bedeutet Vergangenheitsaufarbeitung in der eigenen Familie? Sind Nachkommen von NS-Tätern dazu verpflichtet? Warum ist es zumeist erst die Enkelgeneration, die das Schweigen bricht? Zu welchen Verwerfungen innerhalb und außerhalb der Familie kann das führen?

PAKH-Veranstaltung mit Achim Doerfer online

Vortrag und Gespräch mit Autor Achim Doerfer: „Irgendjemand musste die Täter ja bestrafen. Die Rache der Juden, das Versagen der deutschen Justiz nach 1945 und das Märchen deutsch-jüdischer Versöhnung“, Kiepenheuer & Witsch 2021

>> Kiepenheuer & Witsch

Der Rechtsanwalt und Autor Achim Doerfer, Nachkomme von Holocaust-Überlebenden, erzählt aus seinem Buch und diskutiert mit den Zuhörer:innen

Moderation: Alexandra Senfft (PAKH)

17. März 2022 von 18-20 Uhr per Zoom