Schrecken ohne Ende?

Die psychischen Folgen von Nazi-Terror und Folter und ihr Fortwirken in den nachfolgenden Generationen

Prof. Dr. Klaus Ottomeyer

Klaus Ottomeyer hat sich wissenschaftlich und als engagierter Psychotherapeut  mit den Folgen extremer politischer Gewalt befasst. In Klagenfurt/ Kärnten  – seiner Arbeitsstätte –  war bis zum Regierungswechsel im März 2013 die Arbeit mit den lange missachteten Opfern des Nationalsozialismus und ihren Familien, mit der slowenischen Minderheit sowie mit den traumatisierten Flüchtlingen aus Kriegsgebieten eine besondere Herausforderung. Sein zentrales Anliegen dabei ist die nicht auflösbare Dialektik von Widerstand und Anpassung, von individueller und kollektiver Spannung, die von allen, die sich mit dem Thema befassen, reflektiert und in die Arbeit mit einbezogen werden muss.

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Die Auswirkungen des Holocaust auf die 2. Generation der Sinti und Roma

Gemeinsame Veranstaltung des Dokumentations- und Kulturzentrum Deutscher Sinti und Roma und PAKH in Heidelberg

Am Vormittag führte Silvio Peritore, der Leiter des Kultur- und Dokumentationszentrums durch die ständige Ausstellung des Hauses zum Thema „Der Genozid an den Sinti und Roma“ mit anschließender Diskussion.

Zum Einstieg in die dann folgende Veranstaltung wurde die Arbeit des Zentralrats der deutschen Sinti und Roma durch Herrn Peritore vorgestellt. Michael Teupen gab eine kurze Übersicht über die Arbeit des Bundesverbands „Information und Beratung für NS-Verfolgte“ in Köln und Peter Pogany-Wnendt über die Arbeit von PAKH.

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Kulturelles Erinnern szenisch gestalten?

Eine Einführung in die Living Sculpture-Arbeit

Prof. Dr. Björn Krondorfer

Prof. Dr. Björn Krondorfer

Individuen sind unweigerlich in einer Familie, in der jeweiligen Kultur, Nation, religiösen Gemeinschaft und anderen Gruppen, in die sie hineingeboren werden, eingebettet. Daher sind sie immer mit der Geschichte der jeweiligen Gruppen eng verflochten. Geschichte ist das persönliche und kollektive Erbe, das uns von unseren Vorfahren mitgegeben wird. Das ist für Mitglieder inzwischen eine selbstverständliche Erfahrung, die aus der Arbeit im PAKH hervorgegangen ist.


Wie lassen sich zwischenmenschliche und interkulturelle Begegnungen gestalten, die sich im Spannungsfeld von Erinnerungsarbeit und gegenwärtiger Bewusstwerdung bewegen? Der Dialog, den wir in PAKH über die Jahre miteinander führen, hat Begegnungen trotz unterschiedlichster Geschichten ermöglicht. Zunehmend haben wir konstruktive Umgangsformen mit dem schwierigen Erbe entwickelt.


Das Sprachliche ist allerdings nur eine Zugangsform zum transgenerationellen Erbe. Körperliche und szenische Arbeit kann ein weiterer Zugang sein, vor allem für die Aspekte, für die keine Sprache gefunden werden kann. Diesen Zugang hat uns Björn Krondorfer mit Hilfe seiner „Living Sculptures“- Arbeit als eine Form praktischer Körperarbeit erfahrbar gemacht. Mit Hilfe interaktiver und kreativer Methoden wurden narrative, familienbiographische und (kultur-)psychologische Strukturen und Dynamiken wahrnehmbar und bearbeitbar gemacht. Dabei hat er sich auf das für PAKH zentrale Anliegen konzentriert: Das Erkennen des transgenerationellen Erbes und seine Verwandlung in konstruktive Kräfte, die produktive zwischenmenschliche Begegnungen ermöglichen.

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Über die Unvermeidbarkeit des Vergessens in der Erinnerungsarbeit

Öffentlicher Vortrag im Institut für Psychoanalyse und Psychotherapie Düsseldorf e.V.

Prof. Dr. Björn Krondorfer

Seit Sigmund Freud gilt in der Psychoanalyse das Erinnern als Voraussetzung für das Durcharbeiten neurotischer Störungen und traumatischer Erfahrungen. Freud schrieb in seinem berühmten Trias Erinnern, Wiederholen und Durcharbeiten (1914) dem Erinnern eine heilsame Wirkung zu. Seitdem wird Erinnern mit dem Vorgang der „Bewusstwerdung“ gleichgesetzt. Die psychoanalytische Technik soll das Erinnern ermöglichen. Gleichzeitig stehen dem Erinnern „Widerstände“ entgegen, die mit der Unverträglichkeit der verdrängten Inhalte für die Psyche zu tun haben.

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Der nationalsozialistische Völkermord an den Sinti und Roma

Rezeption und Auswirkungen bis heute

Dr. Silvio Peritore, Politikwissenschaftler

Bis heute gehört der Holocaust an Sinti und Roma zu den am wenigsten bekannten Verbrechen des NS-Regimes. Dem nationalsozialistischen Völkermord sind etwa eine halbe Million Sinti und Roma zum Opfer gefallen. Sie waren Opfer von Vergasungsaktionen, vor allem in Auschwitz, von Massenerschießungen sowie von Zwangsarbeit, medizinischen Experimenten und sogenannten Todesmärschen.

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Jüdische Schicksale in Bünde

Gruppe „Netzwerk am Gymnasium am Markt“ zu Gast bei PAKH

Die Arbeitsgruppe aus Bünde „Gruppe Netzwerk am Gymnasium am Markt“ war eingeladen, um über ihr inzwischen 12jähriges Projekt zu erzählen, die Lebensgeschichten der während des Nationalsozialismus aus Bünde verschwundenen Juden zu recherchieren und daraus weitere Projekte zu entwickeln. Es war ein Gegenbesuch der Einladung vom 19. Februar 2011 an PAKH-Mitglieder zum Thema „Kriegskinder-Kriegsenkel“, bei der Senioren aus Bünde in kleinen Gruppen von den Schülern zu ihren Schicksalen befragt wurden.

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Fremder Feind, so nah

Als Deutsche im Spannungsfeld des Dialogs zwischen Israelis und Palästinensern

Alexandra Senfft

Holger Noltze vom WDR spricht im Lesezelt der Buchmesse mit der Autorin von »Fremder Feind, so nah«, Alexandra Senfft, über die vielfältigen Begegnungen zwischen Palästinensern und Israelis. Frankfurt am 15. Oktober 2009
Für Bernd Martin, edition Körber-Stiftung Foto© David Ausserhofer

Alexandra Senfft, Islamwissenschaftlerin, Autorin und Publizistin, setzt sich engagiert für die Friedens- und Dialog-Arbeit zwischen Israelis und Palästinensern ein. Angeregt durch ein dreijähriges internationales Trainingsseminar „Storytelling in Conflict“ mit dem israelischen Psychologen Dan Bar-On, geht sie der schwierigen Dialogarbeit zwischen den „Feinden“ Israel und Palästina nach. Sie beschreibt Menschen, die sich ihre Visionen von Verständigung und Frieden nicht nehmen lassen und die sich um Empathie für die andere Seite bemühen. Es werden die begleitenden psychischen Prozesse beschrieben und wie sie immer wieder mit den politischen und gesellschaftlichen Bedingungen verwoben sind. Ungeachtet aller Rückschläge arbeiten viele Menschen weiter daran, eine gemeinsame Zukunft in der Region zu gestalten.

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Compliance versus Obedience: What Kind of People Do We Want our Children to Become

Vortrag im Lew-Kopelew-Forum Köln

in Zusammenarbeit mit dem Institut für Psychoanalyse und Psychotherapie Düsseldorf e.V.

Henri Parens, M.D.
Psychiatrist, Psychoanalyst – Holocaust Survivor

Henri Parens wurde 1928 in Lodz geboren. Im Jahr 1940 ist er zusammen mit seiner Mutter vor den Nationalsozialisten von Belgien nach Frankreich geflohen. Dort wurden sie gemeinsam im Lager Rivesaltes interniert. Anfang Mai 1942 konnte er auf einem der letzten Kindertransporte in die USA fliehen, wo er von einer amerikanischen Familie aufgenommen wurde. Seine Mutter wurde im August 1942 nach Auschwitz deportiert und ermordet. Henri Parens wurde Kinderpsychiater und Psychoanalytiker. Sein Leben lang widmet er sich der Erforschung menschlicher Aggression und bösartiger Vorurteile

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Glauben – Gehorchen – Kämpfen: Kindheit in den Nazi-Eliteschulen „Napola“

Filmvorführung und Workshop mit Christian Schneider

in Zusammenarbeit mit dem Institut für Psychoanalyse und Psychotherapie Düsseldorf e.V.

Der Dokumentarfilm (von Eduard Erne und Christian Schneider) schildert das Leben von Kindern, die in der „Napola“ erzogen wurden, den „nationalpolitischen Erziehungsanstalten“ der Nationalsozialisten, sowie die sichtbaren und  unbewussten Folgen für die zweite und dritte Generation. Im erinnernden Rückblick zeigten einige frühere Schüler ( u.a. auch  prominente Persönlichkeiten), wie sich die NS-Ideologie durch Verführung und gleichzeitig massiven (psychischen) Missbrauch von Kindern und Jugendlichen in die Körper und Seelen der jungen Menschen eingebrannt hat. Anhand zweier Familien über drei Generationen wurde auf bedrückende Weise gezeigt, wie die ehemaligen Napola-Schüler als traumatisierte Erwachsene „nicht aus ihrer Haut konnten“ und an die nächsten Generationen unempathische, rigide und ns -ideologische Haltungen weitergaben, die großes Leid und tiefe Verunsicherungen bei den Kindern und Enkeln verursachten.

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Die Nazizeit als negatives Eigentum

Vom angemessenen Umgang mit der Vergangenheit

Hannes Heer (Historiker)

Millionen Deutsche haben den Sieg der NSDAP 1933 ermöglicht und Abermillionen waren an den folgenden Verbrechen in abgestufter Verantwortlichkeit beteiligt. Die psycho-politischen Folgen dieser unausgesprochenen Kollektivschuld sind bis heute als generationell übergreifendes Schuldgefühl wirksam. Um sich daraus zu befreien, reicht die kognitive Konfrontation mit den geschichtlichen Fakten nicht aus: In einem Prozess der emotionalen Klärung ist es notwendig, die Nazizeit auch als Familiengeschichte zu akzeptieren. Und so wichtig es ist, die Schicksale der Opfer zu kennen: Sie haben es verdient, in symbolischen Akten heimgeholt zu werden in den gesellschaftlichen Raum, aus dem sie einst vertrieben wurden. Nur in dieser doppelten Bewegung wird es möglich sein, „die Nazizeit als unser negatives Eigentum“ (Jean Améry) endlich anzunehmen.

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