Angela Moré: War Opa doch ein Nazi?

Folgen der Schuldverstrickung von Täter/innen und Mitläufer/innen für deren Nachkommen
Erschienen in: „Die Kinder der Kriegskinder“, Jahrbuch für psychohistorische Forschung Bd. 13, 1.12.2012

Angela Moré greift hier die Problematik der fortgesetzten Verleugnung von Mitschuld in vielen deutschen Familien auf und beleuchtet die unterschiedlichen Reaktionen auf diese Schuldverstrickungen und ihre Leugnung in den Kindern und Enkeln der Tätergeneration.

Angela Moré ist Mitglied des Arbeitskreises für Intergenerationelle Folgen des Holocaust — PAKH. Sie  ist Sozialpsychologin und Gruppenanalytikerin.  

Der nationalsozialistische Völkermord an den Sinti und Roma

Rezeption und Auswirkungen bis heute

Dr. Silvio Peritore, Politikwissenschaftler

Bis heute gehört der Holocaust an Sinti und Roma zu den am wenigsten bekannten Verbrechen des NS-Regimes. Dem nationalsozialistischen Völkermord sind etwa eine halbe Million Sinti und Roma zum Opfer gefallen. Sie waren Opfer von Vergasungsaktionen, vor allem in Auschwitz, von Massenerschießungen sowie von Zwangsarbeit, medizinischen Experimenten und sogenannten Todesmärschen.

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Jüdische Schicksale in Bünde

Gruppe „Netzwerk am Gymnasium am Markt“ zu Gast bei PAKH

Die Arbeitsgruppe aus Bünde „Gruppe Netzwerk am Gymnasium am Markt“ war eingeladen, um über ihr inzwischen 12jähriges Projekt zu erzählen, die Lebensgeschichten der während des Nationalsozialismus aus Bünde verschwundenen Juden zu recherchieren und daraus weitere Projekte zu entwickeln. Es war ein Gegenbesuch der Einladung vom 19. Februar 2011 an PAKH-Mitglieder zum Thema „Kriegskinder-Kriegsenkel“, bei der Senioren aus Bünde in kleinen Gruppen von den Schülern zu ihren Schicksalen befragt wurden.

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Angela Moré: Grenzenlosigkeit – Wut – Resignation. Reinszenierungen und Abwehr bei den Nachkommen von Tätern

erschienen in: „Unheimliche Wiedergänger? Zur politischen Psychologie des NS-Erbes in der 68er-Generation“ (psychosozial Verlag Nr. 124 34/2, 2011, S. 27-42)

In diesem Beitrag geht es um die  unbewussten Formen der Reinszenierung von Idealisierungen, Angstabwehr und Unterwerfung bis hin zur Ausübung von Gewalt bei der ersten Generation der Täternachkommen. Die Autorin untersucht die unbewussten Mechanismen wie Introjektion, Identifikation mit dem Aggressor oder Verkehrung ins Gegenteil, die zu diesen Reaktionen beitragen.


Angela Moré ist Mitglied des Arbeitskreises für Intergenerationelle Folgen des Holocaust — PAKH. Sie  ist Sozialpsychologin und Gruppenanalytikerin. 
Psychosozialverlag

Fremder Feind, so nah

Als Deutsche im Spannungsfeld des Dialogs zwischen Israelis und Palästinensern

Alexandra Senfft

Holger Noltze vom WDR spricht im Lesezelt der Buchmesse mit der Autorin von »Fremder Feind, so nah«, Alexandra Senfft, über die vielfältigen Begegnungen zwischen Palästinensern und Israelis. Frankfurt am 15. Oktober 2009
Für Bernd Martin, edition Körber-Stiftung Foto© David Ausserhofer

Alexandra Senfft, Islamwissenschaftlerin, Autorin und Publizistin, setzt sich engagiert für die Friedens- und Dialog-Arbeit zwischen Israelis und Palästinensern ein. Angeregt durch ein dreijähriges internationales Trainingsseminar „Storytelling in Conflict“ mit dem israelischen Psychologen Dan Bar-On, geht sie der schwierigen Dialogarbeit zwischen den „Feinden“ Israel und Palästina nach. Sie beschreibt Menschen, die sich ihre Visionen von Verständigung und Frieden nicht nehmen lassen und die sich um Empathie für die andere Seite bemühen. Es werden die begleitenden psychischen Prozesse beschrieben und wie sie immer wieder mit den politischen und gesellschaftlichen Bedingungen verwoben sind. Ungeachtet aller Rückschläge arbeiten viele Menschen weiter daran, eine gemeinsame Zukunft in der Region zu gestalten.

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Compliance versus Obedience: What Kind of People Do We Want our Children to Become

Vortrag im Lew-Kopelew-Forum Köln

in Zusammenarbeit mit dem Institut für Psychoanalyse und Psychotherapie Düsseldorf e.V.

Henri Parens, M.D.
Psychiatrist, Psychoanalyst – Holocaust Survivor

Henri Parens wurde 1928 in Lodz geboren. Im Jahr 1940 ist er zusammen mit seiner Mutter vor den Nationalsozialisten von Belgien nach Frankreich geflohen. Dort wurden sie gemeinsam im Lager Rivesaltes interniert. Anfang Mai 1942 konnte er auf einem der letzten Kindertransporte in die USA fliehen, wo er von einer amerikanischen Familie aufgenommen wurde. Seine Mutter wurde im August 1942 nach Auschwitz deportiert und ermordet. Henri Parens wurde Kinderpsychiater und Psychoanalytiker. Sein Leben lang widmet er sich der Erforschung menschlicher Aggression und bösartiger Vorurteile

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Glauben – Gehorchen – Kämpfen: Kindheit in den Nazi-Eliteschulen „Napola“

Filmvorführung und Workshop mit Christian Schneider

in Zusammenarbeit mit dem Institut für Psychoanalyse und Psychotherapie Düsseldorf e.V.

Der Dokumentarfilm (von Eduard Erne und Christian Schneider) schildert das Leben von Kindern, die in der „Napola“ erzogen wurden, den „nationalpolitischen Erziehungsanstalten“ der Nationalsozialisten, sowie die sichtbaren und  unbewussten Folgen für die zweite und dritte Generation. Im erinnernden Rückblick zeigten einige frühere Schüler ( u.a. auch  prominente Persönlichkeiten), wie sich die NS-Ideologie durch Verführung und gleichzeitig massiven (psychischen) Missbrauch von Kindern und Jugendlichen in die Körper und Seelen der jungen Menschen eingebrannt hat. Anhand zweier Familien über drei Generationen wurde auf bedrückende Weise gezeigt, wie die ehemaligen Napola-Schüler als traumatisierte Erwachsene „nicht aus ihrer Haut konnten“ und an die nächsten Generationen unempathische, rigide und ns -ideologische Haltungen weitergaben, die großes Leid und tiefe Verunsicherungen bei den Kindern und Enkeln verursachten.

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Die Nazizeit als negatives Eigentum

Vom angemessenen Umgang mit der Vergangenheit

Hannes Heer (Historiker)

Millionen Deutsche haben den Sieg der NSDAP 1933 ermöglicht und Abermillionen waren an den folgenden Verbrechen in abgestufter Verantwortlichkeit beteiligt. Die psycho-politischen Folgen dieser unausgesprochenen Kollektivschuld sind bis heute als generationell übergreifendes Schuldgefühl wirksam. Um sich daraus zu befreien, reicht die kognitive Konfrontation mit den geschichtlichen Fakten nicht aus: In einem Prozess der emotionalen Klärung ist es notwendig, die Nazizeit auch als Familiengeschichte zu akzeptieren. Und so wichtig es ist, die Schicksale der Opfer zu kennen: Sie haben es verdient, in symbolischen Akten heimgeholt zu werden in den gesellschaftlichen Raum, aus dem sie einst vertrieben wurden. Nur in dieser doppelten Bewegung wird es möglich sein, „die Nazizeit als unser negatives Eigentum“ (Jean Améry) endlich anzunehmen.

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Kriegskinder – Kriegsenkel

Samstagsgespräch in Köln

Der Tag wurde eröffnet durch zwei kurze Einführungen und einige fotokopierte Informationen, die die Teilnehmer rational und emotional einstimmen sollten auf die Thematik.

Als Kriegskinder werden in der Forschung die Jahrgänge 1927-1947 angesehen, also auch die ersten Jahrgänge nach dem Krieg, die in ähnlicher Weise unter den Folgen des Krieges, der Bombardierung, der Flucht und den Verlusten gelitten haben. Kriegsenkel sind die Kinder dieser Kriegskinder. Aus gutem Grund befasst sich die Forschung mit den Auswirkungen des 2. Weltkrieges erst seit ca. 10 Jahren: es ist eine große Schwierigkeit, das Leid, die Traumata und Verluste der eigenen Familien zu betrauern angesichts der Tatsache, dass  die Eltern bzw. Großeltern dieser Generation Verursacher eines Genozids von ungeheurem Ausmaß gewesen ist. Gleichzeitig steht die Notwendigkeit für die Kriegskinder und Kriegsenkel im Raum, sich der Trauerarbeit um die eigenen Verluste zu stellen, um transgenerationelle Weitergaben zu unterbrechen und die bisher verdrängten Erfahrungen in die eigene Identität zu integrieren. Auch für den Austausch zwischen den jüdischen und  nicht jüdischen Teilnehmern ist diese Thematik wichtig, wenn auch nicht ohne Spannung.

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Beyond Reconciliation: Dealing with the Aftermath of Mass Trauma and Political Violence

Kongress in Kapstadt, Südafrika

Im. Dezember 2009 fand an der Universität Kapstadt, Südafrika, ein Kongress aus Anlass des „Internationalen Jahres der Versöhnung“ der Vereinten Nationen statt. Ziel dieser internationalen Tagung war es, die Menschen in den aktuellen und vormaligen Krisengebieten dieser Welt in den Fokus zu nehmen und Verständnismodelle zu entwickeln, unter welchen Voraussetzungen nach geschehenem und erlittenem maßlosen Unrecht und makro-traumatischem Erleben eine Wiederbelebung des Menschlichen und eine Versöhnung gelingen können. .Dies bezieht – in einem ganzheitlichen Ansatz – Opfer und Täter gleichermaßen mit ein.

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